Fabienne Wenske, die deutsche Meisterin im Freiwasserschwimmen, wurde als „Eliteschülerin des Sports“ ausgezeichnet
Claus Weber in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 15. Januar 2024
Die Rektorin war da, der Sparkassen-Chef, der Bürgermeister, ja sogar die Kultusministerin. Einen großen Bahnhof gab’s für Schwimmerin Fabienne Wenske, die im Olympiastützpunkt (OSP) in Heidelberg als „Eliteschülerin des Jahres 2023“ ausgezeichnet wurde.
Denn die 19-Jährige hat im letzten Jahr Beachtliches geleistet, wurde deutsche Meisterin im Freiwasserschwimmen über 10 km, Jugend-EM-Dritte mit der Staffel und deutsche Kurzbahn-Vizemeisterin über 1500 m Freistil. Und daneben hat sie mal eben ihr Abitur mit einem Notenschnitt von 1,8 gemeistert.
„Ich konnte mich ganz auf den Sport und die Schule konzentrieren“, sagte Wenske, „denn ich hatte großartige Unterstützer, die sich um alles Weitere gekümmert haben.“ Neben ihrer Familie und den Trainern Alex Kreisel und Uta Brandl, dankte sie dafür OSP-Laufbahnberater Jochen Zürn und ihrer Schule.
Das Heidelberger Helmholtz-Gymnasium hatte es der Athletin ermöglicht, das Abitur mit einer Schulzeitstreckung in drei statt zwei Jahren zu erwerben. „Fabienne und Zoe Vogelmann waren die ersten, die davon profitiert haben“, sagte Schulleiterin Verena Mechelk, „es war allerdings schon eine große Herausforderung, denn die Stundenpläne von 900 Schülern mussten auf die wenigen Schulzeitstrecker ausgerichtet werden.“
So konnte Wenske im ersten Oberstufenjahr bereits ihre Nebenfächer abschließen und sich in den beiden Folgejahren ganz auf die Abiturfächer konzentrieren. Durch die vielen Trainings- und Wettkampfmaßnahmen mussten dennoch viele Inhalte nachgeholt werden. „Jeder Lehrer war für mich da“, bedankte sich Wenske.
Um ihre Leistung zu würdigen, wurde Wenske nun vom Deutschen Olympischen Sportbund und der Sparkassen-Finanzgruppe ausgezeichnet. Rainer Arens, der Vorstand der Sparkasse Heidelberg, überreichte einen Scheck in Höhe von 7000 Euro an die Heidelberger Eliteschulen des Sports und einen weiteren über 500 Euro an Fabienne Wenske. Auch Theresa Schopper, Baden-Württembergs Ministerin für Kultur, Jugend und Sport, gratulierte und erinnerte dabei auch an die Rückschläge, die Fabienne Wenske weggesteckt hat. Vor drei Jahren stand ihre Karriere wegen einer schweren Knieverletzung, die drei Operationen erforderte, auf der Kippe.
Nun will Wenske, die aus Bamberg stammt und seit 2017 in Heidelberg wohnt und trainiert, durchstarten. Im März schwimmt sie ihren ersten Weltcup, im Juni will sie ihren deutschen Meistertitel im Freiwasser verteidigen. Die großen Fernziele sind aber die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles und 2032 in Brisbane.
Ergänzung des RBW: Claus-Peter Bach, Vorsitzender des Präsidialauschusses Leistungssport im Landessportverband Baden-Württemberg, hatte den Ehrungsabend im OSP-Foyer eröffnet und neben der Sportministerin Theresa Schopper auch die Landtagsabgeordneten Dr. Theresia Bauer und Dr. Albrecht Schütte, Jürgen Odszuck als Ersten Bürgermeister der Stadt Heidelberg und Gert Bartmann als Leiter des städtischen Amtes für Sport und Gesundheitsförderung begrüßt. Er betonte, dass es in Baden-Württemberg eine perfekte Zusammenarbeit zwischen dem Landtag, dem Kultus- und Sportministerium und dem LSV gebe und dass der Solidarpakt Sport den Fachverbänden und Olympiastützpunkten eine optimale Planungssicherheit für die Entwicklung des Spitzensports ermögliche. Bach dankte den Sportlerinnen und Sportlern – rund 520 werden am OSP Metropolregion Rhein-Neckar betreut -, den Trainerinnen und Trainern sowie den Sponsoren des Spitzensports für ihre beachtlichen Leistungen. Mit Blick auf Olympia 2024 in Paris, wo dieser OSP etwa zehn Prozent der olympischen und paralympischen Teilnehmenden stellen wird, sagte Bach, dass Erfolge nur dann wertvoll seien, wenn sie ehrlich errungen worden sind. Und Erfolge lassen sich nicht nur an Medaillen und Top-10-Platzierungen messen, „sondern erfolgreich ist der junge Athlet und die junge Athletin, die im wichtigsten Wettkampf ihrer Karriere die beste Leistung erzielt.“
Beim Rundgang durch den OSP konnten die Gäste aus Sport, Politik, Wirtschaft und Verwaltung unter anderen die Boxer und Rugbyspieler des OSP bei ihren Trainings beobachten. Ministerin Theresa Schopper sprach mit Physiotherapeutin Tilla Dier über moderne Methoden in der Rehabilitation nach Verletzungen und mit Lehrertrainer und Oberstudienrat Matthias Bechtel über das Training der U16-Athleten des RBW.
[ Text: Claus Weber & CPB – Bilder: M. Castrucci ]