Im Sommer 2023 reiste Marius Bollian, der sich seit einigen Jahren als Nachwuchs-Schiedsrichter in Baden-Württemberg engagiert, dank der finanziellen Unterstützung des RBW und des Fördervereins der Rudergesellschaft Heidelberg, als Schiedsrichter nach Südafrika. Hier sein Erlebnisbericht:
„Am Flughafen Kapstadt angekommen, wurde ich von meinem Ausbilder (CMO) Hendrik G. und dessen Sohn erwartet. Auf dem Weg zu meiner Unterkunft für den August erfuhr ich sofort, dass mein erstes Spiel schon am nächsten Morgen sein werde. Ich wurde in Südafrika als Schiedsrichter mit einem Spiel zwischen einem englischen Klub und einer südafrikanischen Farm empfangen. Zu Beginn des Spiels fiel mir sofort der Unterschied in der Spielweise im Vergleich zu unserer deutschen Jugend auf. Nicht nur wurde jedes Ruck mit vollem Einsatz umkämpft, was in Deutschland in dieser Altersklasse nicht der Fall ist, es wurde auch deutlich aggressiver und technisch besser gespielt.
Nach dem Spiel ging es zurück zur Unterkunft, in der ich während der nächsten zwei Wochen mit der Siebenerrugby-Nationalmannschaft Südafrikas und zwischendurch auch mit der U18 Englands gewohnt habe. Hendrik gab mir einen Trainingsplan, auf dem auch Fitness und Dehnübungen auf dem Programm standen. In den nächsten vier Wochen sah mein Tag meistens so aus:
8 Uhr aufstehen, Frühstück bis 9 Uhr, 11 Uhr Krafttraining im Gym, Mittagessen ab 12 Uhr, mittags ein bis zwei Spiele, nach den Spielen dehnen, Abendessen ab 18 Uhr und dann ins Bett.
Ab der dritten Woche begannen die Menschen in meiner Nähe mit heftigen Protesten, weswegen ich nur noch Spiele leiten konnte, wenn die Teams jeweils aus ihren Orten herauskamen, ohne sich dabei in Lebensgefahr zu begeben. Dementsprechend fanden in meinen letzten zwei Wochen in Südafrika auch deutlich weniger Spiele statt. Dadurch konnten wir, Hendrik, Reece (ein Schiedsrichter in meinem Alter) und ich uns mehr auf Regelfragen, Regeltests und Theorie konzentrieren – was, wie sich rausstellte, gar nicht so schlecht war, da ich mich in der Erfolgsquote von anfangs 60 % auf am Ende 90 % in den Regeltests steigern konnte.
Zum Abschluss meines Aufenthaltes gab Hendrik Reece und mir eine Art Trainingsspiel der Blitzbocke zum Leiten. Ich möchte mich ausdrücklich beim RBW und beim Förderverein der RGH bedanken, ohne die ich niemals nach Südafrika hätte reisen können. Außerdem bedanke ich mich herzlich bei Hendrik, welcher mich in seine Academy aufgenommen und mich mit Spielen versorgt, verbessert, korrigiert und mir sein Wissen weitergegeben hat.“
[ Text & Bild: M. Bollian ]