In Wiesloch entsteht eine neue Klinik, die mit dem RBW zusammenarbeitet
Am 13. November 2024 fand im Psychiatrischen Landeskrankenhaus in Wiesloch der Spatenstich für eine neue Klinik statt, in der junge Menschen von ihrer Drogensucht geheilt werden sollen – Rugby spielt im therapeutischen Konzept der Einrichtung eine Rolle. Der RBW-Vorsitzende Claus-Peter Bach nahm am Spatenstich teil, Landeshonorartrainer Senzo Ngubane hat mit seinen Trainings bereits für Begeistung unter den Patienten gesorgt.
Hier ein Auszug aus der Projektskizze:
Der Baden-Württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation gGmbH (bwlv) ist mit 54 Einrichtungen und über 900 Mitarbeitenden der größte gemeinnützige Träger der Suchthilfe und -prävention in Baden-Württemberg. Der Verband bietet mit seinen Kliniken und Beratungsstellen seit über 100 Jahren Hilfe für betroffene Menschen an. Um die Behandlung junger drogenabhängiger Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren in Baden-Württemberg zu verbessern, wird der Verband in Kooperation und auf dem Gelände des Psychiatriezentrums Nordbaden (PZN) eine der modernsten Reha-Kliniken für die Behandlung dieser Zielgruppe errichten. Insgesamt können bis zu 90 Patientinnen und Patienten in der Reha-Klinik behandelt werden.
Sucht ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, deren Chronifizierung unter allen Umständen verhindert werden muss. Gerade junge Menschen müssen so früh als möglich ein Behandlungsangebot erhalten, welches ihnen eine echte Ausstiegschance ermöglicht. Dafür steht den Patientinnen und Patienten ein interdisziplinäres und hoch qualifiziertes Behandlungsteam zur Verfügung.
Individualisierte Behandlungsansätze erhöhen die Behandlungsqualität und den Behandlungserfolg von Reha-Maßnahmen. Die zukünftige Fachklinik Wiesloch wird daher für ihre Patientinnen und Patienten maßgeschneiderte Behandlungskonzepte vorhalten. Folgende indikationsgeleitete Behandlungsprogramme werden künftig angeboten:
SUCHT UND PSYCHOSE
Langjähriger Drogenkonsum kann Psychosen auslösen, die die ohnehin schon niedrige Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich belasten. In der Behandlung bedarf es für diese Patientinnen und Patienten optimale Settings, die insbesondere eine Reizüberflutung vermeiden. Klare und feste Tagesstrukturen, wie z.B. kleinere Gruppengrößen für das Behandlungsprogramm, kürzere Dauer von Behandlungsmodulen und eine stringente pharmakologische Therapie sind daher feste Konzeptbestandteile. Ziel für diese Patientengruppe ist es, ausreichende Kompetenzen zur Alltagsbewältigung zu entwickeln, um die chronische Doppelbelastung aufgrund von Sucht und Psychose besser kompensieren zu können.
BEGLEITKINDER
Über drei Millionen Kinder in Deutschland haben mindestens einen suchtkranken Elternteil. Wenn die Suchterkrankung der Eltern nicht rechtzeitig behandelt wird, besitzen deren Kinder ein hohes Risiko, selbst eine Suchterkrankung oder andere psychische Erkrankungen zu entwickeln. Für viele abhängige Eltern ist es krankheitsbedingt bei besten Vorsätzen nicht möglich, Verhaltens- und Einstellungsänderungen gegenüber ihren Kindern im von der eigenen Sucht dominierten Alltag zu verändern. Wir bieten suchtbetroffenen Elternteilen/Eltern an, dass ihre Kinder sie in die Rehabilitation begleiten können. Die Unterkunft erfolgt in Familienzimmern. Die Kinder werden in einem klinikinternen Kindergarten oder externen Schulen betreut.
INTERNETBEZOGENE STÖRUNGEN
Die Digitalisierung unserer Gesellschaft birgt Chancen und Risiken, auch für die seelische Gesundheit. In den letzten Jahren hat das Wissen um internetbezogene Störungen sowie die Zahl der Hilfesuchenden und Behandlungsbedürftigen deutlich zugenommen. Infolgedessen ist es für ein modernes Reha-Konzept bei Abhängigkeitserkrankungen unabdingbar, ein indikatives Behandlungsmodul und somit auch individuelle Therapieschwerpunkte für diese Patientengruppe vorzuhalten. Denn nicht selten leiden insbesondere junge Patientinnen und Patienten mit einer Cannabisabhängigkeit zusätzlich an einem problematischen bis hin zu einem abhängigen Verhalten bezüglich ihrer Internetnutzung. Wir bieten Betroffenen entsprechend spezifische Einzelund Gruppenangebote an, die ihnen helfen sollen, ihr selbstschädigendes Verhalten im Umgang mit dem Internet, z.B. beim Gaming, zu beenden.
SPORT, BEWEGUNG UND ERNÄHRUNG
Sport- und bewegungstherapeutische Behandlungselemente gehören als integrale Bestandteile fest in unser Behandlungskonzeption bei Abhängigkeitserkrankungen Die positiven Wirkungen von Sport und Bewegung auf körperliche und seelische Erkrankungen sind gut erforscht und unbestritten nachgewiesen. Sport und Bewegung ermöglichen, dass die Patienten wieder Zugang zu sich selbst bekommen. Als in erster Linie nonverbale Behandlungsangebote bieten sie unmittelbare körperliche und seelische Erfahrungen. Übungsorientierte Interventionen schaffe ohne große Voraussetzungen Erfolgserlebnisse, stärken Selbstwert und Selbstakzeptanz. Die sozialen Komponenten des Sports, wie z.B. das Ballspielen, fördern das soziale Miteinander und das Einhalten von verbindlichen Regeln. Hinderliche Verhaltensweisen in der Interaktion mit anderen Personen, wie z.B. Wutausbrüche oder auch sozialer Rückzug, sind mit speziellen Angeboten erfolgreich behandelbar. Fokussiert auf diese therapeutischen Wirkungen, haben wir bereits im Herbst 2022 eine Zusammenarbeit mit dem Vorstand und Landeshonorartrainer Senzo Ngubane des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg begonnen. Entsprechend passende Trainingsabläufe, sportpädagogische Inhalte und Curricula werden derzeit für die Umsetzung in Wiesloch geplant. Denn gerade der Rugbysport ist a) breit in der Region verankert, und b) als Gentlemensport voller Inhalte und Regeln, welche 100-prozentig auf die intendierten Behandlungsziele der Patienten einzahlen.